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Die Idee zu Mein Goldmoment

Bei Anblick: Goldmoment – Wenn man Fotos fühlen kann 

In feinem Nebel stößt der Atem aus Rüdigers Nüstern, während Christoph ihm sanft die Schnauze tätschelt. „Wir können es versuchen, garantieren kann ich für nichts“, hatte der Landwirt vorab gesagt – ein bisschen nervös, aber auch neugierig und voller Vorfreude. Wir haben es versucht – hier, mitten auf der Weide, umringt von einer Kuhherde – das Fotoshooting mit einem Stier.

Um einen Bullen zu führen, braucht es eine gewisse Furchtlosigkeit aber auch ein hohes Maß an Respekt gegenüber dem Tier. Die richtige Balance zwischen Stärke und Zugewandtheit zu halten, ist eine Kunst. Eine, die Christoph beherrscht. Er ist angespannt und trotzdem ganz ruhig. Und während ich auf den Auslöser drücke, entsteht nicht nur ein ganz besonderes Foto sondern auch die Idee, Momente wie diesen, Goldmomente, festzuhalten.
 
Festhalten, diesen einen, winzig kleinen Augenblick, das können Fotos wie kaum ein anderes Medium. Sie konservieren Erinnerungen, Gefühle, Gedanken. Schaut man sie sich Jahre später wieder an, ist man erneut dort, wo sie aufgenommen wurden. Dann fühlt man wieder wie damals, denkt wie damals, erlebt das Damals.
 
Meine Überlegungen gingen weiter: Wenn ich jemanden in seiner
Leidenschaft fotografiere, wird er später immer wieder in dieses Gefühl gelangen, das er am Tag des Fotos gefühlt hat.
 
In diesem einen Moment. Ob im Auto über die Lieblingsstrecke, beim Surfen auf der größten Welle, beim Segeln, beim Reiten, mit der Familie oder beim Musizieren. Den einen ganz besonderen Moment kann es überall geben. Als Fotograf möchte ich ihn einfangen und in Szene setzen. Ich will, dass mein Gegenüber sich wohlfühlt, innerlich loslässt, mich vielleicht ein Stück weit vergisst. Das Goldmomentfoto ist die genaue Beobachtung von dem Moment der Leidenschaft.
 
Das Foto von Christoph und Bulle Rüdiger ist so ein Foto. Wenn Christoph sein Bild betrachtet, ist er tatsächlich wieder auf der Weide. Er ist in dem Spannungsverhältnis von einst. Er erinnert sich an diesen aufregenden Vormittag, zwischen Kühen, Vorfreude und Ungewissheit – macht der Bulle mit? Er hat mitgemacht, auf faszinierende Art und Weise. Christoph lernte das Tier dabei noch einmal anders kennen – das hat bis heute einen großen Wert für ihn.
 
Wenn ich das Foto betrachte, bin ich tatsächlich wieder auf der Weide. Auch ich bin in dem Spannungsverhältnis von einst, erinnere mich an den aufregenden Vormittag und an den Moment, in dem ich den Auslöser drückte. Das ist mein Goldmoment, denn in der Fotografie gibt es für mich nichts Schöneres, als Leidenschaft erlebbar zu machen.

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